Es war schon Mitternacht, als sie mit einer Torte bewaffnet
in mein Zimmer einbrachen, um mich mit Gesang aus dem Schlaf zu reißen.
Mein
Geburtstag!
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Straße des 24. Septembers |

Der Tag davor war schon sehr anstrengend gewesen, und da ich
mich schon so überfressen hatte, wie noch nie, bin ich erschöpft „schon“ um
halb elf ins Bett gefallen. Wir hatten diese Woche ein etwas verlängertes
Wochenende, da am 24. September der Geburtstag von Santa Cruz ist, der groß mit
Feuerwerk und traditionellem Tanz gefeiert wird. An dem Abend waren auch noch
Flo und Melissa, zwei andere Freiwillie von ADRA
(Projekt AME Bolivia) dabei,
und ich habe wirklich keine Ahnung wie Maria José DAS wieder geschafft hat,
aber wir trafen die Königin von Santa Cruz und saßen am Ende doch tatsächlich
im 1. VIP-Bereich, ganz vorne bei den reichen Schnöseln. Das war die erste
Nacht, wo wir richtig kaputt um 2 Uhr in der Nacht ins Bett sanken. Die zweite
Nacht ging es auf einen Geburtstag und danach gabs noch ein Mitternachtsmahl;
wieder bis 2 Uhr. Am nächsten Tag dann waren wir zum Essen eingeladen, und da
fing es schon an mit den Magenkonzerten. Den Abend dann, ging ich also völlig
fertig ins Bett, bis sich auf einmal die Tür öffnete, und meine
lateinamerikanische Familie hereinmaschierte und mich mit einer fettigen
Sahnetorte überraschte. Überraschte ist hier schon fast übertrieben, denn es
ist wirklich sehr sehr überrumpelnd schon allein aus dem Schlaf geweckt zu
werden. Wenn dann auch noch ne Schlange von Menschen trällernd ins Zimmer
hereinstürmt, und die Schlange irgendwie nicht aufhören will, man sich denkt
„Wer ist jetzt noch alles dabei und sieht mich hier total fertig mit der Welt
in Nachthemd in meinem Moskitonetz verhakt auf dem provisorischem Laken
sitzend?“ kann man hier wirklich von Überrumpelung sprechen. Alle Blicke auf
mich gerichtet, und man sitzt dann nur so müde grinsend da und wartet, bis alle
fertig gesungen haben. Trotzdem fand ich die Idee so süß und hab mich richtig
darüber gefreut, wieviel Mühe sich alle gegeben haben. Die Zeit, die ich
gemütlich in meinem Bett verbracht habe, schien bei den andern anscheinend
richtig hektisch abgelaufen zu sein. Es wurde durch ganz Satelite Norte
gecruised, um die perfekte Torte zu finden und noch ein paar Leute
einzusammeln. Eigentlich wollte ich ja mitkommen, da ich noch Geld von der Bank
abheben wollte, aber ich wurde mit der unlogischen Ausrede „wir sind sonst zu
viele, bleib zu Hause“ liebevoll vertröstet. Die Tatsache, dass 2 unserer
Männer mitkamen, scheinbar um Myriam beim Abheben ihres Geldes zu beschützen,
machte das Ganze nicht wirklich glaubhafter. Mit einem wissenden Grinsen auf
den Lippen hatte ich mir schon gedacht, dass meine Lieben irgendetwas planen
würden; dass es aber schon diese Nacht stattfinden würde, hatte ich beim besten
Willen nicht gedacht.

Die Torte wurde mir dann liebevoll aufgetischt, indem man
mein Gesicht sanft in die Torte tunkte. Hier ist es Tradition, dass das
Geburtstagskind versuchen muss, ein Stück von der Torte abzubeißen, bevor es
jemand schafft, seinen Kopf mit einem Stoß in die Torte zu befördern. Für mich
wars das also dann, wie die Leute, die mich kennen sich denken können.
Erschreckenderweise fragten mich einige Bekannte aus Deutschland, die auf dem
Foto die Torte anscheinend nicht gesehen hatten, ob ich denn einen Unfall
gehabt hätte, und ich versicherte ihnen, dass ich dann ganz bestimmt nicht
lächelnd in die Kamera strahlen würde, als ob nichts passiert wäre. So
gefährlich ist Bolivien nun auch nicht Leute! 😁

Den Tag darauf wurde ich von Joselo und Gerson bekocht, die
beide professionelle Chefköche sind und mich mit einem leckeren Frühstück und
meinem Lieblingsessen, Lasagne beschenkten. Danach ging es in die Stadt, und
nach einigen Missverständnissen und somit spannenden Schnitzeljagden, um alle Leute
wieder zusammenzufinden, ging es in den großen
Park des 24. Septembers, wo wir
uns mit Somo
(ein sehr leckeres, erfrischendes Maisgetränk aus einem riesigen,
kugelartigen Bottich serviert), Empanadas und Eis die Bäuche vollschlugen.
Ja, so sah mein Geburtstag aus, und das war es noch nicht
mal, denn diesen Sonntag wird es noch eine Extra-Feier für mich geben, die die
Jugendlichen aus der Gemeinde planen. Ich freu mich schon auf die
Heirat-Spielchen, die hier so gern gespielt werden!😂
Von Beethoven hab ich übrigens auch sogar zwei
Geburtstags“geschenkchen“ bekommen. Da es am Vortag superdoll geregnet hat,
hatte ich mich dazu entschieden, die Hunde ins Haus zu nehmen, und Beethoven
dachte sich wohl, er könnte mir eine Freude machen, indem er meine Flip Flops
mit einigen Mustern ein wenig verschönern könnte. Kreativ wie er ist, entschied
er sich dazu, die Schnalle bei beiden Schuhen einfach durchzuknabbern, und ich
kann mir jetzt auf dem Markt neue kaufen, quasi mein eigenes
Geburtstagsgeschenk an mich. Danke Beethoven, dass du mir diese Möglichkeit
schenkst!😁
Als ich mich dann am nächsten Tag frisch geduscht in Schale
warf und mir ein schöne weiße Bluse überzog, war diese bei Beethovens Begrüßung
nach seinem Schlammbad nicht mehr ganz so weiß. 😣 Langsam wird es wirklich mal
Zeit den 4-Monate alten kleinen Hund zu erziehen, denn ich hab echt keine Lust
mehr, einen riesigen zerrupften Truthahn oder was auch immer in unserem Garten
vorzufinden!😑
Also dann, ich muss echt viel Schlaf nachholen, um wieder in
meinen gewohnten Rhythmus einzutauchen. Schlaft gut!
Also dann: Herzlichen Glückwunsch und Gottes Segen zum Geburtstag auch aus Deutschland.
AntwortenLöschenDas mit der Torte holen wir dann nach wenn du wieder im Lande bist, oder?
LG Manu
Dankeeeeee :) Das Facedipping? :p wurde gestern schon wieder gemacht, dazu kommt bald der naechste Eintrag :D
LöschenSuper story!!!
AntwortenLöschenVor allem das Geschenk von Beethoven :D
ich fands nicht so witzig :D er hat erstmal ne Strafe bekommen
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