Bienvenidos al Hogar Sion, chicos!
Noch eine Sache ist mir im Verlaufe der Zeit hier
klargeworden: ich laufe nie wieder auf Socken durch unsere WG, da diese hier
automatisch auch Putzlappen sind. Es ist wirklich so viel dreckiger als man es
von zuhause kennt; auf den Böden im Haus findet man immer was, und vor unserer
Haustür lag ohnehin schon den ganzen Tag eine tote Ratte und ein toter Frosch
herum, über die sich die Fliegen begeistert hermachten. Die Tatsache, dass
unser Hund sie getötet hat, macht die ganze Sache nicht wirklich schmackhafter.
Der Tag fängt immer um halb acht an. Schon sehr früh am
Morgen, etwa um kurz vor sieben verlassen wir Freiwilligen unser Haus mit einem
großen Korb voller Brot, um das Frühstück für die Kinder zuzubereiten, während
diese nach und nach eintrudeln.
Da die Kinder hier fast alle Läuse haben, sollte man abends
vor dem Schlafengehen seine Haare mit einem Zeckenkamm auskämmen. Danach
beginnt die Hausaufgabenbetreuung, die ungefähr eine Stunde dauert. Wir sind
dazu da, die Hausaufgaben zu kontrollieren und die Lehrerin mit unseren
Kenntnissen zu unterstützen. Im Anschluss findet draußen noch eine freie
Aktivität statt: zum Beispiel Sport oder im Garten arbeiten. Da die Kinder
danach meistens sehr verschwitzt sind, duschen wir die Kinder direkt danach und
beginnen langsam damit, das Mittagessen zusammen mit den Köchen vorzubereiten.
Das kann sich bei neun kleinen Kindern wirklich hinziehen!
Heute aber lief alles ein bisschen anders als sonst.
Normalerweise wird nach dem Mittagessen geputzt und danach werden die Kinder in
ihre verschiedenen Schulen gebracht. Ja, die Schule fängt hier immer
nachmittags an, was mich aufgrund der Tatsache, dass Bolivianer sowieso
sehr langsam arbeiten, nicht wundert. Heute aber fand ein
Vorstellungsgespräch für alle Mütter statt, die daran interessiert sind, ihr
Kind morgens vor der Schule in das Zentrum zu bringen. Das Interview fand in
einer kleinen Schule am Rande von „Satelite Norte“ statt, einer sehr
dschungelähnlichen Gegend.
Hier gibt es keine richtige Straße, sondern nur
einen sandartigen Boden, überall stehen Palmen und das Schulgelände erwies sich
als ein sehr langer Bungalow mit kleinen Klassenräumen pro Eingang. Wenn man
sich in einer der Räume begab, hatte man das Gefühl in einen Film des 19ten
Jahrunderts zurückversetzt zu sein, denn die Klassenräume sind wirklich sehr
einfach. Kahle Wände, uralte Stühle, Staub auf dem Boden und ein sehr kleines
Fenster. Nachdem wir fertig waren mit Staunen, halfen Myriam und ich, Maria
José und Marita (eine Freiwillige aus Cochabamba, mit der wir die WG teilen)
mit dem Interview. Viele der Mütter hatten für deutsche Verhältnisse
überdurchschnittlich viele Kinder und waren mit fehlenden Zähnen, lumpigen
Kleidern und kaputten Schuhen sehr heruntergekommen. Umso mehr freuten sich natürlich
die, die später einen Platz bei uns ergattern konnten.
Gefragt waren Mütter, die wegen ihrer Arbeit nicht zuhause
bleiben können und deren Kinder nicht sehr einfach zu handhaben sind. Als wir
dann endlich die Mütter zusammengesammelt hatten, die dafür infrage kamen,
packten wir diese auf die Ladefläche des Jeeps und auf ging es zurück zum
Zentrum!

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