Eine hupfende Fahrt



Die Busse in Bolivien; eine ganz eigene Welt. Ich bin in Deutschland schon nicht gerne Bus gefahren, aber hier ist das wirklich nochmal eine ganz andere Nummer. Es gibt keine Fahrkarten oder Abonnements; stattdessen bezahlt man immer pro Fahrt, und es ist wirklich egal wie lange die Fahrt ist, es bleibt der gleiche Preis. in dem sogenannten „Trufi“ zahlt man 4Bs (ca. 40 Cent) und in dem „Mikro“, der etwas „luxeriöser“ ausgestattet ist, 2,50Bs (ca. 25 Cent). Im Truffi wird direkt am Anfang der Fahrt bezahlt, in der Mikro am Ende. Wann der Busfahrer das abrechnet? Ganz einfach: während der Fahrt! Eine Regel für Europäer: niemals nach vorne setzen, denn dann sieht man, was während der Fahrt eigentlich alles passiert!
Der Ablauf: man stellt sich an den Straßenrand und wartet, bis einer der Busse vorbeifährt, den du brauchst. Die meisten Busse, die vorbeifahren, benutzen direkt schon die Lichthupe oder auch einfach die normale, um einen anzufragen, ob man mitfahren möchte, was man mit einem Zeichen bestätigt oder ablehnt. Dann fliegt die Ziehharmonika-Tür auch schon auf und ehe man sich versieht, flitzt man schon rasant los. Innen ist es meist im Vergleich zu den Linienbussen, die wir kennen, eher enger, es läuft lateinamerikanische Musik und die Busfahrer haben sich mit ihrem Krimskrams wie Gebetsketten, bolivianische Flaggen, eigene Sitzbezüge oder auch singende Musikanten im wahren Sinne des Wortes in ihre Busse eingenistet. Man muss schon sagen, mit den großen Ledersesseln und der zügigen Fahrt, ohne an jeder Bushaltestelle anzuhalten, sind die Busse wirklich recht gemütlich; wäre da nicht diese Hitze und noch schlimmer: dieser Gestank von den ganzen Abgasen!
Da Myriam, Marita und ich heute Abend noch schnell einen Sprung in den großen Supermarkt „Hypermaxi“ machen wollten, ging es bei der Rückfahrt in den Feierabendverkehr, und das war wirklich schon fast kriminell! Wenn ich ein Wort nennen müsste, das in diesem Moment mein Gefühl beschrieben hätten, dann wäre „Spannung“ das richtige Wort, denn diese Fahrt war wirklich spannend! Die Straßen waren natürlich extrem voll, und an dem Fahrstil des Fahrers haben wir Folgendes gemerkt: er will nach Hause! Und zwar unbedingt! :D
Diese Willenskraft ließ er komplett an den Pedalen des Busses raus, wie bei einer Fahrt auf einem tobenden Meer, rechts, links, vorne und hinten nur hupende Autos und Busse, die auf den unregelmäßigen Rillen der Straße nur so hüpften. Es war wirklich eine Frage der Zentimeter, als wir uns wie alle illegal und komplett schräg auf dem Seitenstreifen davonbegaben und der Seitenspiegel des Busses in das Fenster des Nebenbusses hineinwackelte. Alle Leute, denen auf Autofahrten schnell schlecht wird: fahrt nicht mit diesen Bussen! Es wird eine Abenteuerfahrt für euch!
Ich konnte diese Fahrt dennoch genießen, denn so etwas erlebt man wirklich nicht alle Tage, und es ist ja schon irgendwie beeindruckend, wenn man so etwas kann! Ich würde mir so eine Fahrt jedenfalls nicht zutrauen. Der Mann war genial! Er hat sich richtig durch die Menge hindurchgeschlängelt, obwohl ihn niemand gelassen hat! Sowas muss man erstmal können!
Trotzdem bin ich froh, meinen Führerschein in Deutschland gemacht zu haben und hier nicht fahren zu dürfen! Sowas können eben "nur die Latinos" 👌

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