Ins Gefängnis
Keine Angst Leute, ich habe weder irgendwas
verbrochen noch irgend eine andere Kleinigkeit ausgefressen! Anders als sonst
immer im Monopoly, war ich diesmal „nur zu Besuch“ dort, und jeder, der sich
jetzt eine Vorstellung von einem lateinamerikanischen Gefängnis macht, ohne
dort jemals einmal gewesen zu sein, liegt automatisch falsch!

Früh am Morgen (okay, wollten wir eigentlich da
sein) ging es auch schon los, wir bekamen wieder mal eine Sonderbehandlung bei
der Polizei, die uns direkt durch die dicken, hohen Mauern reinließ. Nach der
Sicherheitskontrolle und einigen Stempeln später, inklusive der Abgabe meines
Passes (😔), befanden wir uns auch schon im ersten Distrikt, dem Distrikt der
Frauen.
Man kann sich das ganze wie eine kleine Stadt
vorstellen, nur eben begrenzt. Die Leute dort können sich Geld verdienen, indem
sie arbeiten und sich immer weiter hocharbeiten. Wenn man Glück hat, besitzt
man irgendwann einen Kiosk und kann Dinge an andere Sträflinge verkaufen. Die
Leute, die auch mal Besuch von ihrer Familie bekommen, wenn sie denn eine
haben, haben das Glück Geld von ihnen zu bekommen, um sich diverse Dinge zu
kaufen. Auch Wohnungen kann man hier kaufen, und da hängt es wieder davon ab,
wie viel Geld man hat, um sich welchen „Luxus“ leisten zu können.
Als ich das erste Mal das Distrikt betrat,
hatte ich eigentlich was komplett anderes erwartet, als eine scheinbar gerade
steigende Party. Laute Musik, Essensstände, Leute auf ihren Terrassen essend,
lautes Gelächter, Duft von Essen… Und die verschiedensten gemischten Frauen,
die ich je gesehen habe auf einem Fleck.

Der zweite Distrikt war der Distrikt der
Männer, und eigentlich hatte ich im Vorhinein befürchtet, dass unser Besuch wie
ein Besuch im Zoo wirken könnte. Allerdings waren wir der Zoo, denn als wir das
Distrikt betraten, wurden wir von lautem Grölen, vielfachen Blicken und auf uns
zu stürmenden Männer begrüßt. Am schlimmsten war es in dem extra erbauten
Fußballstadium der Männer, wo sich dann auch noch einer der Sträflinge bei
einem unserer Begleiter erkundigte, wie viel ich für eine Nacht kosten würde.
Hier im Gefängnis ist es nämlich so, dass
Männlein und Weiblein, die ihre Zeit in getrennten Zellen absitzen, sich
gegenseitig inoffiziell für eine Nacht besuchen können, natürlich nur gegen
eine hohe Summe von Geld. Dankend lehnte ich ab und flüchtete mit den anderen
in die zweite Gemeinde dieses Distriktes.
Als wir dann endlich den Distrikt verließen,
ging es in den letzten Bereich, der von allen am Isoliertesten war. Dieser Part
ist unter anderem auch für Frauen und Männer, die transsexuell sind, und ich
muss zugeben, dass ich den Überblick verloren habe, ob da jetzt nur Männer
waren oder auch Frauen. Auch dort fand wieder ein Gottesdienst statt, und der
Kontrast zu den grölenden Leuten draußen zu den drinnen andächtig sitzenden
Menschen, die sich sogar das ein oder andere Mal eine Träne von der Wange
wischten, war enorm. Man hat dort so gut wie noch nie gemerkt, was für einen
Trost Gott in dem Leben der Menschen in solchen Situationen spenden kann. Und
genau das haben wir versucht im Gottesdienst mitzuteilen. Dass es nichts macht,
was sie in der Vergangenheit gemacht haben, weil Gott sie immer so annimmt wie
sie sind. Für viele Leute hat es sicherlich einen Grund, dass sie im Gefängnis
sind, denn für viele hat sich ihr Leben, wie sie sagten, dadurch sogar zum
Positiven verändert.
Diesen Tag werde ich sicher nicht vergessen...
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