Zeltlager mit Eskapaden
Lautes Gelächter, der Geruch der einbrechenden
Nacht, das Geräusch von Grillenzirpen, die rote Sonne, die hinter den Palmen
untergeht, verschnörkelte Eingangstore aus Bambus, Mehrfachsteckdosen mitten im
Gras liegend: das Camporee!
Genauso wie auch in Deutschland gibt es einmal
im Jahr bei den Pfadfindern ein Lagercamp, ähnlich wie bei uns die
Sternwanderung, mit dem einzigen Unterschied, dass man dort nicht mit seinem
Club 4 Tage hin wandert. Jeder einzelne Club hat seinen eigenes Grundstück, das
er mit einem eigenen Eingangstor, Zaun, aus Holz gebaute Garderoben und
Taschenständer und Fahnenmast gestalten kann. Wir, der Club CERENID waren
natürlich mal wieder super spät dran, wollten eigentlich um 5 Uhr abends
losfahren, haben es dann aber doch erst um 9 Uhr abends geschafft. Wie kommen
wir dorthin fragten wir uns? Wie mit den ganzen Pfadis? Plus uns Leitern (Es
kamen auch noch Melissa und Flo mit)! Es gäbe eine Mikro hieß es. Einen
Linienbus, den wir mieten sollten.
Nachdem aus dem Nichts plötzlich dutzende
Menschen vor der Tür standen, dass wir uns schon wie bei einer Party fühlten,
die aber irgendwie nicht steigen wollte, konnte ich es kaum glauben, als auf
einmal urplötzlich tatsächlich der Bus vor unserem Tor stand und wir dann auch
irgendwann losfuhren. Leider kannte der Busfahrer nicht den Weg, was sehr
schade war, denn ich war wirklich sehr müde, und als wir endlich ankamen,
wurden erst mal die ganzen Zelte kreuz und quer aufgebaut, um danach
festzustellen, dass es nicht genug Zelte für alle gab.
Um 2 ging es dann ins Bett, aber leider wurden
wir am nächsten Morgen um Punkt 6 Uhr aus dem Bett gepfiffen und mussten uns in
unsere Position aufstellen. Eigentlich erinnert mich das hier eher an Militär,
denn alle die zu spät kamen, mussten die Sekunden, die währenddessen gezählt
wurden, Liegestützen oder Hampelmänner machen. Das Gleiche wiederholte sich
dann übrigens auch am nächsten Tag, nur dass es 5:20 Uhr war.
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Unsere gestaltete Axt |
Am Nachmittag fingen dann die ganzen Events an,
und wir zogen alle unsere erschreckend auffallenden bunten Vereins-Shirts an,
die wir natürlich auch erst genau am gleichen Tag abgeholt hatten, da diese
erst zwei Tage zuvor in Auftrag gestellt wurden.
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Die Events |
Das Ganze ging zwei Tage lang, und es war
wirklich sehr sehr heiß, sodass wir Mädels uns einen Sonnenstich holten.
Außerdem gab es noch eine Spende-Aktion für krebskranke Kinder, wo Marita,
Melissa und Yahaira ihre Haare dafür zur Verfügung stellten.
Die Nächte im Zelt waren übrigens gar nicht so
schlimm wie ich dachte. Ohne Isomatte war der Boden eigentlich fast genauso,
wie mein Bett. Was eher störte, waren die ganzen Viecher, die durch das offene
Zelt hineinkamen (es gab kein einziges vollständiges Zelt, geschweige denn
Heringe, zum Fixieren). Dutzende von Käfern, Riesen-Ameisen, Schlangen,
Eidechsen, Raupen, Frösche, Heuschrecken und mir unbekannte Tiere. In der Nacht
spürte ich auf einmal einen stechenden Schmerz am Arm, ich versuchte das Tier
wegzuwischen, doch nichts. Erst als ich es packte und wegschmiss, konnte ich
mich aus den Griffeln befreien.
Als ich dann am nächsten Tag mit einem
tränenden Auge aufwachte, durfte ich mit Freuden feststellen, dass mein Auge
knallrot und angeschwollen war, sodass ich zur Farmacia lief um mir Tabletten
und Tropfen dagegen zu holen.
Am Nachmittag dann passierte es. Das Wetter
hatte sich an diesem Tag rapide verändert, es gab einen richtig herrlichen
Tropenregen, und richtig viel Wind. Viel Wind. Zu viel Wind. Das Gerüst des
Kamera-Teams, das unter dem überdachten, aber seitlich offenem Stadium stand,
wurde umgeweht und fiel genau … auf unseren Club!
Ich war zu diesem Zeitraum draußen vor dem
Gerüst, und als ich rein rannte, konnte ich nur eine Blutlache, weinende Kinder
und beunruhigt herumlaufende Menschen sehen. Von unserem Club waren es 5, die
verletzt wurden, die meisten an ihren Armen oder Beinen, ein Mädchen von uns
wurde leider am Kopf getroffen und musste daher sofort ins Krankenhaus gebracht
werden. Mann war das ein Riesen-Drama. Die Kinder weinten, als wäre jemand
gestorben, alle Menschen schauten wie Schaulustige zu unserem
„Mini-Krankenhaus“, es regnete und regnete wie verrückt, unser Club verließ die
Veranstaltung und wir blieben erst mal unter uns, um die Sache zu verdauen.
Am nächsten Tag dann wachte ich auf einer Insel
auf. Mein Haar lag komplett in der Wasserlache des Zeltes und meine Klamotten
waren auch schon fast nass. Nicht nur das; das Auge war komplett angeschwollen,
sodass ich es kaum öffnen konnte, knallrot und mein Magen schmerzte ungemein.
In der Nacht war ich schon barfuß panisch auf Toilette gelaufen, da ich es mich
hier anscheinend total mit Durchfall erwischt hat, wovon auch immer. Wie ein
Pirat lief ich mit einer Augenbinde herum, später dann, nach einem Besuch beim
Mini-Krankenhaus mit Sonnenbrillen. Blinde wurde ich von den anderen genannt,
der Begriff Dracula fiel auch einmal. :D
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Melissa und ich in unser Kluft |
Nachdem wir dann endlich fix und alle zuhause
ankamen, stellten wir fest, dass wir eigentlich alle ziemlich am Ende waren.
Melissa hatte starken Durchfall, Myriam Fieber und Kopfschmerzen und ich hatte
auch meine Problemchen mit meinem Darm, außerdem auch noch mein rotes Auge, in
das jetzt jeden Tag Limone hinein getröpfelt wird, was höllisch brennt und ich
jedes Mal einen Lachanfall bekomme, weil es irgendwie alles so unglaubwürdig
ist, was hier so passiert.
So, mein Kopf meldet sich gerade, ich sollte
jetzt wirklich mal schlafen gehen und hoffen, dass Dracula-Auge verschwindet.
Bis zum nächsten Eintrag! :)
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